Mittwoch, 1. Juni 2011

Mit der Eisenbahn nach Mahachai

Mitte Januar unternahmen wir mehrere Tagesausflüge von Bangkok aus. Einer davon führte uns nach Mahachai, einem kleinen Provinzstädtchen an der Mündung des Tha-Chin Flusses.
Wer mich kennt, weiß dass ich westlichen Touristen so gut es geht aus dem Weg gehe. Dieser überheblichen Menschenart, die nach dem Gucken eines Dokumentarfilmes auf RTL2 und einem 14 tägigen Pauschalurlaub mit all inklusive Service glaubt, dass die Welt auf ihre Ratschläge gewartet hat und dann beleidigt ist, wenn man sie kopfschüttelnd belächelt. Diese Tagesfahrt ist garantiert touristenfrei...

 Am einfachsten ist es, wenn man mit dem Skytrain direkt zur neuen Station Wong Wian Yai fährt. Von dort geht man in Richtung des Reiterdenkmals von König Thaksin. Dann sieht man kurz vor dem Kreisverkehr auf der linken Seite versteckt eine kleine Bahnstation.


View Larger Map

Von hier fährt eine Schmalspurbahn fast stündlich in die 28km entfernte Stadt. Die Fahrt ist für Thailänder kostenlos, Touristen zahlen 10 Baht. Fahrkarten gibt es an einem kleinen Ticketschalter direkt am Bahngleis. Die Strecke ist eine der kürzesten Strecken in Thailand und nicht mit dem restlichen Eisenbahnnetz verbunden.

In Mahachai erwartet den Reisenden einer der größten Frischfischmärkte Thailands. Die holprige Bahnfahrt mit den drei alten unklimatisierten Triebwagen japanischer Bauart dauert ca. eine Stunde und ist für jeden Reisenden ein Erlebnis. Inmitten von Einheimischen zuckelt der Zug vorbei an Tempeln, Kanälen, Kokusspalmen, kleinen Dörfern und Seerosenteichen an deren Ufern meterhohe Seegrasbüschel neben Papayas, Mangos und Bananen wachsen. Schon die Einfahrt in den Bahnhof in Mahachai ist etwas besonderes, denn es kommt einen vor., als wenn man in eine große Markthalle einfährt in der von Klamotten über Fleisch, Geflügel, Fisch, Obst und Gemüse alles angeboten wird, was das Herz begehrt.


View Larger Map

Wir kamen gegen Mittag an und da sich der Hunger langsam bemerkbar machte, beschlossen wir Essen zu gehen. Am Ende des Marktes steht ein unübersehbarer Uhrenturm, zu dessen rechten sich ein Restaurant befindet von dessen Terasse man einen unüberbietbaren Blick über den Fluss hat. Diesen Tipp hatten wir aus einen Bericht von thailandprivat.com, nochmals vielen Dank dafür.
Die umfangreiche, bebilderte Speisekarte bietet die frischesten Fischgerichte und alles wonach dem Gaumen begehrt. Nach dem Essen unternahmen wir einen ausgiebigen Bummel durch Mahachai und vor allem über den Fischmarkt. Som entdeckte Blaukrabben zu einem sehr guten Preis, nur kamen sie direkt vom Kutter, was uns später noch beschäftigen wird. Sie suchte sich die anscheinend besten Tiere aus und so kamen 3 Kilo Krabben zusammen. Wie es in Thailand üblich ist, wurde die gesamte Familie bedacht, also wurden auch einige Beutel getrockneter Tintenfisch eingekauft, die später die Reise in Soms Heimatdorf antreten sollten.

Abfaht in Mahachai

Abfahrt von Mahachai from T Roever on Vimeo.

Gegen 17:00h ging es dann mit dem Zug wieder zurück in Richtung Bangkok. Ein kleines Hallo gab es als der Schaffner kam um die Fahrkarten abzuknipsen. Som hatte am Schalter einfach 2 Karten verlangt und bekommen. Allerdings hatte Sie vergessen, dass Sie einen Farang dabei hat, der ja den Fahrpreis von 10 Baht (ca. 0,20 EUR) bezahlen muss. Der Schaffner sah natürlich sofort, dass ich kein Thai war und machte freundlich darauf aufmerksam, dass ich 10 Baht für die Fahrt bezahlen muss. Das tat ich dann.. und damit auch alles seine Richtigkeit hatte bekam ich eine Quittung ausgestellt, alles wie bei einer richtigen Eisenbahn.

Der Zug passiert auch dünner besiedelte Gegenden.

Durch die Wildnis from T Roever on Vimeo.

Die ganze Geschichte und die Technik der Bahn mag auf den ersten Blick belächelt werden. Wenn man darüber nachdenkt, merkt man aber schnell, dass diese Bahn viele kleine Dörfer und Städte mit Bangkok verbindet. Ohne diese Bahn wären die Menschen alleine aufs Auto angewiesen, wie ich es z.B. aus Deutschland kenne, wo viele Dörfer nur noch mit dem Auto erreichbar sind oder die Busse nur 2 bis 3 mal am Tag fahren.

Bevor ich meinen Bericht mit einer kleinen Anekdote beende, möchte ich euch hier noch ein Album mit den Fotos des Tages einbinden. Mit einem Doppelklick könnt ihr die Bilder größer und schöner direkt bei Picasa anschauen.


Zurück in Bangkok ging es dann mit dem Skytrain bis nach Silom, dort müssen wir in die U-Bahn umsteigen.
Nun bemerkte Som, dass die Krabben anfingen etwas zu riechen, klar, sie kamen direkt vom Kutter, waren also nicht gewaschen worden, außerdem hatte die ein oder andere messerscharfe Schere ein Loch in die Plastiktüte geschnitten. Sie schlug, vor anstatt mit der U-Bahn mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Finanziell wäre das kein großer Unterschied gewesen, für 3 Euro komme ich mit dem Taxi durch die halbe Stadt und die U-Bahn hätte pro Person auch ca. 1 Euro gekostet. Jedoch darf man die Verkehrssituation in Bangkok nicht vergessen. Um 18:00h abends ist Rushour und von Silom nach Huay Kwang mit dem Auto zu fahren, hätte bedeutet, dass wir mindestens eine Stunde im Taxi verbracht hätten.
Da Som nun aber mit den duftenden Krabben nicht in die U-Bahn wollte ,machte ich folgenden Vorschlag: Ich nehme die Krabben und Sie stellt sich einfach weit weg und gehört nicht dazu.
So machten wir es... Ich muss sagen, dass ich eigentlich überhaupt nichts gerochen habe. Die U-Bahnzüge sind super gelüftet und klimatisiert. Die Temperaturen liegen zwischen 22 - 25°C, deswegen werden sie auch "Thailands schnellste fahrbare Kühlschränke" genannt. Nun gut, ich kam in der Nähe eines Paares (er wohl Engländer, sie Thai) zum stehen und anscheinend hatten Sie größeres vor, denn er trug einen Abendanzug und sie war in ein wahnsinniges Abendkleidchen gehüllt. Der Friseur dürfte den ganzen Tag mit ihren Haaren zugebracht haben und beide waren so aufgebrezelt als führen Sie zu einem Empfang beim König. Zumindest bekam ich mit meinen begrenzten Englischkenntnissen mit, dass Sie sich über Fischgeruch wunderten... als ich dann die Tüte nachfasste, rutschte Sie mir aus der Hand und knallte auf den Boden... der Duft der vorher in der Tüte gefangen war entwich auf einen Schlag zusammen mit der ein oder anderen Krabbe.
Das Pärchen bedachte mich mit einem tödlichen Blick und ging einen Wagon weiter, während ich meine Krabben aufsammelte und über den Vorfall nachdachte.
Eigentlich war ja nichts passiert, die Leute würde ich ja eh nie wieder sehen, also was solls. Die anderen anwesenden Thais guckten eher so, als wären sie an den Krabben interessiert.
Nur hatte ich natürlich nicht an Som gedacht, die die ganze Szene belustigt aus dem nächsten Wagon beobachtet hatte. In Huay Kwang angekommen, stehen wie überall Stände mit Speisen und Getränken auf den Fußwegen und ich bestellte an einem Stand einen Eiskaffee. Während der Zubereitung erzählte Som das eben Vorgefallene und der Kaffeebarkeeper und eine Lotterieverkäuferin, die direkt daneben stand,  fanden die Geschichte sehr lustig. Thais lachen für ihr Leben gerne, gerne lang und gerne laut... und vergessen lustige Geschichten nie. So kommt es, dass wann immer ich aus dem U-Bahnhof Huay Kwang komme und der Kaffeeverkäufer oder die Lotterieverkäuferin da ist, ich zumindest mit einem sehr breiten Grinsen begrüßt werde.

Lasst euch nicht vernaschen

Rookie